‚Poisoning Reality‘ beleuchtet, wie Algorithmen die Grenze zwischen Fiktion und Realität verwischen und wie manipulierbar diese digitale Realität ist.

Poisoning Reality

Das Projekt macht sich das algorithmische Prinzip zunutze: Realität ist, wovon es mehr Daten gibt. t8y eignet sich den selten dokumentierten Nachtfalter Neopalpa Donaldtrumpi an und fordert die Besuchenden auf, Fotos der offensichtlich manipulierten Tiere zu teilen. Mit diesem Distributed Data Poisoning bezwecken sie, generative Bilderzeugungssyssteme kollaborativ zu unterlaufen.

KI-generierte Bilder prägen zunehmend unser Weltverständnis, sei es in Artikeln, Büchern oder Werbung – die Grenzen zwischen echt und künstlich sind längst verschmolzen. Doch oft breitet sich dabei eine Apathie in uns aus, denn wie diese Systeme funktionieren und welches Weltbild sie uns vermitteln, liegt außerhalb unserer Kontrolle. Doch ist das wirklich so? Wir zeigen, dass es auch anders geht und erobern ein Stück Selbstbestimmung im digitalen Raum zurück: Data Poisoning ist eine Technik, bei der absichtlich falsche oder manipulierte Daten in Trainingsdatensätzen eingeschleust werden, um die Leistung und Funktionsweise von algorithmischen Systemen zu beeinträchtigen. Durch das Einbringen solcher fehlerhaften Daten können die Modelle falsche Annahmen treffen oder ungenaue Muster lernen, was zu schlechten Resultaten führt. Diese Methode kann verwendet werden, um die Integrität von KI-Systemen zu untergraben und deren Vertrauenswürdigkeit zu beeinträchtigen. Diese Technik erzielt am ehesten ihre Wirkung bei Themen, zu denen es aktuell noch wenig Daten gibt. Wie zum Beispiel seltene, neu entdeckte Insekten – zu welchen Neopalpa Donaldtrumpi gehört. Dieses Insekt wurde nach Donald Trump benannt, um dem Insektensterben mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. Wir intensivieren diese Aufmerksamkeit, indem wir dem Insekt ein neues Gesicht geben. Dafür kreieren wir verschiedene Alternativen aus konservierten Insekten mit Frisuren, die an Donald Trump erinnern. Diese modifizierten Insekten inszenieren wir auf vielfältige Weise, wie zum Beispiel auf weissen Sockeln. Besuchende können ein Foto der Insekten mit verschiedenen Hintergründen machen oder einen Sticker mitnehmen, um diesen in anderen Kontexten zu inszenieren. Wir animieren die Teilnehmenden, ihre Fotos auf verschiedenen Internet-Plattformen hochzuladen. Das Verteilen der Fotos über verschiedene Konti auf verschiedenen Plattformen – Crowd Data Poisoning – erschwert das Herausfiltern der manipulierten Daten und erhöht die Chance, Auswirkungen auf generative KI-Systeme zu erzielen. Mit diesem Projekt zeigen wir, dass KI-Systeme nicht die Realität, sondern die ihnen zugeführten Daten wiedergeben. Wir alle liefern die Grundlage für KI-Systeme und gestalten diese entsprechend mit. Dieses Projekt soll uns daran erinnern, dass wir unsere Gestaltungsmacht proaktiv nutzen können, um technologische Systeme in unserem Sinne zu beeinflussen und zu nutzen. Dies ist das erste Projekt des Kunstkollektivs t8y, das sich mit den Auswirkungen digitaler Technologien und der kollektiven Gestaltung unserer digitalen Realität auseinandersetzt.

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